JUNGS SIND ANDERS - ABER AUCH "ANDERS" ANDERS ♥

Samstag, 20. August 2016

Hallo, Ihr Lieben,

als ich gerade den Beitrag von der lieben Stefanie von 3-fach-jungsmami las, musste ich ein wenig in mich kehren.

"Sind Jungs anders?" 


Ich habe mich schon beim Lesen der ersten Zeilen ertappt, genau so gefühlt und gedacht zu haben, bevor ich Mama eines Jungen wurde.
Selbst bin ich die Mittlere von 2 Schwestern und hatte in meiner Altersklasse nur 2 Freundinnen.
Wie Jungs ticken, denken und fühlen, bekam ich nur beim Spielen mit. Unsere Spielkameraden, alles jüngere Jungs, ließen meine Freundinnen und mich zu dem Entschluss kommen, dass Jungs wirklich komische Geschöpfe sind und wir froh sind, keine Exemplare dieser Gattung zu sein. Auch stand felsenfest klar, dass wir niemals im Leben Jungskinder bekommen wollten, obwohl wir unentwegt mit ihnen unterwegs waren.




Als ich dann eine Mädchen-Mama wurde, war ich auch wirklich innerlich etwas beruhigter und beneidete meine Schwester, die kurz nach mir Jungsmama wurde, kein bisschen.


Genau diesen Beweglichkeitsdrang und das lauterere Kommunizieren, das ruppigere Verhalten im Umgang mit Spielzeugen, wovon Stafanie in ihrem Beitrag schreibt, ließ mich weiterhin  in der Überzeugung leben, dass Jungs eine Spezies seien, mit der ich nur scher zurecht kommen würde.

Und dann wurde ich Jungs-Mama!
Von Enttäuschung oder Misstrauen war plötzlich keine Spur mehr. Es fühlte sich genauso an, dieses kleine Wesen in seine Welt hinaus begleiten zu dürfen, wie es sich auch schon bei meinem Mädchen-Kind anfühlte und ich wuchs ganz unbemerkt und klammheimlich ins Jungsmama-Dasein hinein.

Und ja, es gab Unterschiede. Aber es waren ganz andere Dinge, die mein kleines Kerlchen an den Tag legte. Anders, als bei einem Mädchen und auch anders, als ich sie bei anderen Jungs bisher kennengelernt habe.



Dieser kleine Mensch legte von Anfang an für sich fest, sich in keine typischen Jungs-Mädchen-Klischees festzufahren und sich völlig autonom durch seine Kindheit zu bewegen.

Für Lukas stand es also bombenfest, sich in keine Schublade drängen zu lassen und nur das zu machen, was ihn interessiert.
Komischereise fand ich das auch für mich persönlich nicht anstrengend.
( Erst beim Lesenlernen und Rechnen hatte ich meine Probleme damit, weil sich Lukas stur weigerte, zu lesen. Das Rechnen machte ihm erst Spaß, als wir begannen, mit Traktoren, Vögeln, Obst und Genüse zu rechnen. Danach war Mathematik toll. Mit dem Lesen zu beginnen, beschloss er erst, als er merkte, dass er ohne dem nicht mehr zurecht kam und in der Schule mit dem Erraten der Wörter an seine Grenzen stieß. Er hat es wirklich allein für sich entschieden und binnen kürzester Zeit konnte er problemlos lesen und schreiben. Ich kann es nicht erklären, was in diesem kleinen Kopf vorging und wie er es anstellte.)

Wir dachten immer, er lebte seinen Schöngeist aus, weil er in jungem Alter gern und filigran zeichnete. Aber Musik und Bücher waren für ihn eher uninteressant. Seine große Liebe waren von kleinauf Vögel, Fische und Landmaschinen. Und daran ließ sich nicht rütteln. Bis heute nicht.
Stundenlang beschäftigte er sich mit ihnen.
Dennoch liebte er das Rollenspiel über alles und ließ sich auch gerne von Julia aus seinen Löckchen schicke rosa Mädchen-Frisuren kreieren und durfte sogar Röckchen und Kleidchen von ihr tragen.
In ihrer gemeinsamen großen Playmobil-Welt waren die Rollen gut verteilt und beide Geschwister spielten so harmonievoll miteinander, dass es mir überhaupt nicht in den Sinn kam, auf den Gedanken zu kommen, dass mein Junge anders als andere Jungs sei. Schließlich kamen fast täglich Julias' oder Lukas' Freunde zum Spielen zu uns und das auch sehr gerne.
Streit suchte er selten. Fing Julia mit ihm zu diskutieren an, schlug oder schrie er nicht, es gab seinerseits nur eine verbale, kurze Auseinandersetzung, die nur aus einem oder zwei "bösen" Wörtern bestand und er ging einfach mit lautem Türknall in sein Zimmer.

Für die Erzieher im Kindergarten war es anscheinend weitaus mehr ein Problem, dass mein Kind eben nicht rabaukig mit anderen im Sandkasten rangelte, Räuber, Pirat oder Ritter spielte, geschweige denn,  Interesse an Fussball, wie andere Kinder an den Tag legte.
Sie fanden es merkwürdig, dass er ruhig spielte, nicht umherschrie und kein Interesse an den Angeboten im Kindergarten, wie Englisch oder musikalischer Früherziehung hatte und ließen mich durch die Blume wissen, dass es doch nicht normal sei, dass er sich an diesen Jungs-Spielen oder Angeboten nicht beteilige.

Selbiges hörte ich auch später von der Klassenlehrerin, die zu mir meinte, dass sie es komisch fände, dass Lukas so viele Freunde hätte, die ihn auch total gerne mögen, obwohl er so ganz andere Interessen an den Tage legten, als seine Altersgenossen.

Das tat schon einerseits weh, dass die Erzieher, bzw. Lehrer diese Gedanken hatten, mich hat es andererseits aber eher auf eine Weise stolz gemacht, dass Lukas von Anfang seinen eigenen Weg einschlug und sich von Nichts und Niemandem abbringen ließ.

Wie gesagt, beim Thema Schule, welches wir nun gerade hinter uns gebracht haben, hätte ich desöfteren verzweifeln können. Aber es hat partout nichts gebracht, zu schimpfen, ihn zu zwingen oder zu drängen, jetzt!! das Gedicht zu lernen oder einen Vortrag auszuarbeiten.
Ich habe es irgendwann gelassen, mich in "seine" Lernmethoden arg einzumischen - Zu gut wusste Lukas selbst, wie er sich durchschlingern konnte und sein intern gespeichertes Wissen erst dann anwenden musste, wenn es dafür Zeit wurde, um in für ihn ausreichendem Fahrwasser ans Ziel zu kommen.
Erst mit seiner eigenen Auffassung, dass es wirklich um die sogenannte "Wurst" ging, wurde ein Schalter umgelegt, nie zuvor an Tagegelegtes Englisch-Wissen abgerufen und problemlos in der Prüfung angewand oder ein Gedicht (wie den Zauberlehrling) binnen 2 Stunden fehlerfrei gelernt.

Er hat sein Ziel erreicht. Er wird, wie er sich schon sein Leben lang gewünscht hat, Landwirt. Und darin geht er auf, dass es mich so sehr mit Freude erfüllt, dass ich genau dieses Jungskind bekommen habe, so wie es war und nun immer noch ist.

Jungsein ist anders - aber auch "anders" anders! 


Wie sich nun das Apfelbäckchen entwickeln wird, das werde ich nun auskosten dürfen.
Auch unser Nesthäkchen ist wieder ganz anders, er wird wohl eher in die Schiene Ritter, Räuber und Rabauken gleiten, denke ich.
Aber ich liebe es, dass ich drei so verschiedene Charaktere miterleben darf, wie ich sie bei meinen drei Großen, bzw. Kleinen erleben durfte und immer noch darf.

In meinem perönlichen Erleben sind Mädchen sind eher die "Diskutiere" und Zicken, petzen lieber und lästern auch gerne einmal, um auch schnellstmöglich wieder bei Erwachsenen im rechten Licht zu stehen. Man läuft, so glaube ich, als Eltern dann auch eher Gefahr, in Konfliktsituationen ein Mädchenverhalten schneller zu verdrängen und zu vergessen, als ein "typisches" Jungsverhalten. Wisst Ihr, wie ich das meine?

Aber es ist trotzdem einfach toll, eine Jungsmama zu sein und eine Mädchenmama. Und ich bin unendlich dankbar dafür.



Liebste Grüße


Eure Andrea





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